Der Osten ist besser als der Westen
Ole Frerks: Nein. Der Osten ist besser als erwartet, der Westen in der Breite schwächer. Trotzdem würde ich die Kirche hier mal im Dorf lassen. Selbst wenn beispielsweise die Clippers oder auch OKC noch lange nicht ihre Bestform erreicht haben, sind das Teams, denen ich einen Finals-Run eher zutrauen würde als allen Ost-Teams außer Cleveland. Dazu kommen auch noch die Spurs, die ganz nebenbei auf dem Weg zu einer 67-Siege-Saison sind und mit Kawhi Leonard einen MVP-Geheimtipp im Roster haben. Und selbstverständlich die Warriors, die sowieso fast jede Diskussion ad absurdum führen. Natürlich bin auch ich enttäuscht und sogar schockiert von dem, was beispielsweise die Rockets oder Pelicans bisher aufs Parkett bringen, ich denke aber, dass sich das mit der Zeit einpendeln wird. Ich freue mich, dass es im Osten derzeit nur zwei Fußabtreter gibt (Philly und Brooklyn), während alle anderen mehr oder weniger mitten im Playoff-Rennen stecken. Das ist für mich aber vor allem der Tatsache geschuldet, dass es eben einen großen Mittelstand gibt und außer den Cavs fast niemand heraussticht. Die Spitze im Westen ist da im Vergleich einfach noch eine ganze Klasse besser.
Martin Klotz: Mein Reden, Ole. Da spielt aber noch eine wichtige andere Komponente eine Rolle, die zeigt, dass dieses Bild nur eine Momentaufnahme ist - und zwar der Spielplan. Cleveland hat nur 2 seiner 18 Partien gegen West-Teams bestritten, Indiana und Boston nur jeweils 4 von 16 und alle anderen Franchises mit einer positiven Bilanz auch nur zwischen 30 und 40 Prozent. Die Lakers und Pelicans waren darüber hinaus überdurchschnittlich oft die Gegner. Muss ich noch mehr aufzählen? Kein Wunder also, dass der Osten momentan sogar eine leicht bessere Gesamtbilanz hat als der Westen (Siegquote 0,51 zu 0,49). Aber die harten Brocken kommen eben erst noch. Zumal ich davon ausgehe, dass sich Memphis, Houston und die Clippers bald fangen. Dann wird die Diskrepanz zwischen den beiden Conferences wieder deutlicher in der Tabelle zu sehen sein.
Alex Schlüter: Man darf auch nicht vergessen, dass Zugehörigkeit zum Westen nochmal etwas ganz anderes bedeutet. Das macht keinen Spaß, als siebt- oder achtbestes Team sechs oder sieben Mal gegen die Warriors und Spurs spielen zu müssen. Das wirkt sich natürlich auf die Bilanz aus. Und auf die letzten Playoff-Plätze schauen ja viele zuerst. Da reichte im Osten zuletzt auch eine negative Bilanz, um sich zu qualifizieren. Aber davon die Stärke abzuleiten, ist ein Trugschluss. Der Absturz von Portland und Houston hat aber definitiv für eine Annäherung der beiden Conferences gesorgt.
Marc-Oliver Robbers: Ist ja alles schön und gut, aber zollt den Ost-Teams doch auch mal Respekt! Viele haben wirklich einen Schritt nach vorn gemacht. Angefangen bei Indiana, die durch die Rückkehr von Paul George viel besser sind als vergangene Saison und ohne Verzögerung den Umschwung zu einer komplett neuen Identität geschafft haben. Auch Miami bestätigt die Erwartungen und mischt wieder ganz oben mit. Die Leistungen von Charlotte, Orlando, Detroit und den Knicks waren hingegen nicht unbedingt vorhersehbar. Da wurde der nächste Schritt im Rebuild gemacht und das sieht man auch ganz eindeutig. Der Osten holt langsam wieder auf, vor allem im Mittelfeld. Aber wenn man die Qualität der Spitze sieht, ist der Westen weiterhin klar vorne.
Seite 1: Porzingis wird Rookie of the Year
Seite 2: Die Warriors brechen den Bulls-Rekord von 72 Siegen
Seite 3: Der Osten ist besser als der Westen