Den Clippers fehlt die Siegermentalität
Marc-Oliver Robbers: Ich bin kein Freund der Clippers. Sie haben versucht, mit Paul Pierce genau dieses fehlende Sieger-Gen nach L.A. zu holen. Allerdings kamen gleichzeitig mit Josh Smith und Lance Stephenson zwei Spieler, denen eher ein schwieriger Charakter nachgesagt wird. Selbst Chris Paul - so geil er als Spieler auch ist - geht die Führungsqualität ab, die ein absoluter Superstar braucht. Bei Blake Griffin sehe ich sie erst recht nicht, so viel wie er meckert und jammert. Selbst Coach Doc Rivers, den ich eigentlich für einen fähigen Trainer halte, verfällt immer mehr in den Meckermodus. Die Clippers sind schon kleine Heulsusen und wenn sie es nicht schaffen, diese Art abzulegen, werden sie nie Erfolg haben. Es ist noch früh in der Saison, aber es sieht so aus, als wäre das Team längst nicht so tief, wie wir wohl alle zuvor gedacht haben. Und da sie ihre Schwachstelle auf der Drei immer noch nicht wirklich behoben haben, glaube ich nicht, dass sie eine Chance auf die Meisterschaft haben werden.
Alex Schlüter: Das glaube auch nicht, Olli. Und für mich rutscht Chris Paul immer mehr in die Kategorie von Karl Malone oder Steve Nash - also großartige Spieler ohne Ring. Sagt man denn aber heute über dieses Trio, dass ihnen die Siegermentalität gefehlt hat? Nein. Gerade gegen San Antonio in den Playoffs hat CP3 gezeigt, dass er ein Leader ist und seine Leistungen - auch in Spiel 7 - waren einfach krass. Und doch kann ich mir gut vorstellen, dass Paul in seiner Rente ohne Ring am Finger rumlaufen muss. Ich steige nicht so recht dahinter, warum die Clippers jedes Jahr in den Playoffs relativ unbeholfen ausscheiden, aber mittlerweile traut man ihnen den großen Wurf einfach nicht mehr zu. Und das, obwohl Griffin wieder einen Schritt nach vorn gemacht hat und sie mit Rivers einen Meister-Coach auf der Bank sitzen haben. Es ist schlichtweg seltsam, aber irgendwas muss ja die Ursache sein.
Martin Klotz: Ich biete dir mal eine Theorie an, Alex. Den Clippers geht es zu gut. Sie haben sich in ihren Offseason-Moves gesonnt und überschätzen sowohl ihre Stärke als auch ihre Tiefe. Und: Es hat sich seit Pauls Ankunft mit Ausnahme von Rollenspielern kaum etwas verändert. Der Kern ist gleich geblieben, die Strukturen etabliert - und eingeschlafen. Ein alternder Pierce allein kann den Clippers nicht von heute auf morgen Willen, Biss und die Sucht nach Erfolg einimpfen. Und wenn die Clippers nicht endlich Eier zeigen, ihr Herz auf den Tisch legen und riskieren, dass sie verletzt werden, dann wird das auch nix mit dem Titel. Wenn du alles gewinnen willst, musst du auch bereit sein, alles zu verlieren. Und das sind die Clippers nicht. Alle hocken in ihrer Wellness-Komfort-Zone, aus der keiner ausbrechen möchte (siehe DeAndre Jordan). Da kommt das von Olli angesprochene Jammern von ganz allein, wenn irgendetwas nicht mehr angenehm ist. Das beste Gegenbeispiel sind übrigens die Warriors, die jede Nacht rausgehen und mit Haut und Haar alles geben. Schöne Ironie, dass die Clips das Feuer des Champs mit ihren Äußerungen in der Offseason angefacht haben und nun von Curry und Co. gezeigt bekommen, wo der Frosch die Locken hat.
Ole Frerks: Für mich spielt der Kader hier die größte Rolle, Jungs. Den Clippers fehlt derzeit einiges, aber ich weiß nicht, ob die Siegermentalität zwingend dazugehört. Wichtiger wäre für mich ein General Manager, der im Gegensatz zu Doc Rivers nicht in erster Linie auf Spieler setzt, die vor drei bis sechs Jahren in der Eastern Conference gut waren oder seinen Nachnamen teilen. Und wie schon angesprochen, ihnen fehlt ein fähiger Small Forward. Es ist für mich schon schwer zu verstehen, dass der Kern aus Paul, J.J. Redick, Griffin und DeAndre Jordan - der es mit JEDEM Quartett der Liga aufnehmen kann - immer noch allein dasteht und seit Jahren nicht adäquat ergänzt wurde. Pierce kann in den Playoffs noch wichtig werden, für 32 Minuten pro Spiel in der Regular Season ist er aber einfach zu alt. Dumm nur, dass Doc Stephenson jetzt schon nicht mehr vertraut (wie unvorhersehbar!) und zögert, Wesley Johnson viele Minuten zu geben. Eigentlich muss man als Small Forward bei dem Gerüst, was in L.A. bereits existiert, nicht viel mehr können als verteidigen und offene Würfe reindrücken. Es bleibt für mich ein Rätsel, warum Rivers seit seiner Ankunft 2013 immer noch niemanden auftreiben konnte, der diese Rolle ausfüllt. Meiner Meinung nach muss da in dieser Saison noch ein Move erfolgen.
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