Schröder ist besser als seine Stats
Ole Frerks: Naja, woran machen wir diese These fest? Wenn ich mir seine Statistiken derzeit so anschaue, zeigen sie mir einen ineffizient abschließenden Point Guard (47,6 Prozent True Shooting), der die Offense seines Teams aber am Laufen halten kann, wenn er aufs Parkett kommt. Über 100 Ballbesitze legen die Hawks 2,7 Punkte mehr auf als der Gegner, wenn Dennis Schröder spielt. Das liegt vor allem auch daran, dass Schröder seine Assist/Turnover-Rate von 2,11 auf gute 2,5 hochgeschraubt hat und offensiv noch einmal etwas an Reife dazugewonnen hat. Diese Statistiken spiegeln eigentlich genau das Bild wider, das ich von Schröder als Spieler derzeit habe. "Besser als seine Stats" ist er für mich von daher nur in der Hinsicht, dass er das Zeug dazu hat, mehr als 39,4 Prozent seiner Würfe aus dem Feld und 29,2 Prozent von der Dreierlinie zu treffen - das ist uns aber sowieso allen klar, oder? Seine Zahlen aus der letzten Saison sprechen ja dafür und auch in dieser Saison hat er schon deutlich effektivere Spiele gezeigt. Ich mache mir da aktuell keine großen Sorgen, die Entwicklung bei Schröder geht meiner Meinung nach in die richtige Richtung.
Alex Schlüter: Ich sage: Nein, leider nicht. Sein Wurf sieht zwar schöner aus, aber er schafft es leider weiterhin nicht, die Dreier zu versenken. Er ist wichtig als sechster Mann und da kann man sicher argumentieren, dass die nackten Zahlen nicht so wichtig sind, weil er nun mal der einzige Spieler der zweiten Fünf ist, der sich seinen Wurf selbst kreieren kann. Mike Muscala kann das vielleicht in Ansätzen, aber wenn Dennis auf dem Feld steht, geht alles von ihm aus und er ist der einzige Spieler, der überhaupt in der Lage ist, Bewegung in die Defense zu bringen und die Offense ins Rollen zu bringen. Das ist sicher das einzige Argument, aber wenn jemand so schlechte Quote schießt - so gerne ich ihn auch spielen sehe - muss man sagen, dass dies die wichtigsten Zahlen sind und die lügen dann eben nicht.
Martin Klotz: Ich muss dir da widersprechen. Für mich durchläuft er gerade einfach eine Schwächephase. Er ist richtig gut in die Saison gestartet und hat einige gute Spiele gezeigt. Ich glaube, dass ihm der Switch von der Bank in die Starting Five Probleme bereitet hat. Er kann in der Starting Five nicht so seine Schnelligkeit ausspielen, weil in der Zone eben Al Horford und Paul Millsap stehen, die sicher auch einen guten Wurf haben und bessere Optionen sind als ein zum Korb ziehender Schröder. Das funktioniert in der Second Unit, wo es auch von ihm verlangt wird. Das funktioniert so aber nicht in der ersten Fünf und dementsprechend hat er mehr versucht zu kreieren. Du hast es in der Vorwoche bereits in der Webshow gesagt, dass er Probleme in der Entscheidungsfindung hat, weil er sich umstellen musste. Das ist ein Lernprozess, den er durchlaufen muss, der sich aber aktuell in nicht mehr so hohem Selbstbewusstsein widerspiegelt. Der Wurf ist auf jeden Fall schöner und ich denke, dass sich der grundsätzliche Effekt, den das Training mit Kyle Korver mit sich bringen soll, erst später bemerkbar machen wird. Er befindet sich jetzt gerade in einer Phase zwischen seinem alten Wurf und den Wurf, den er irgendwann beherrschen will.
Alex Schlüter: Lass mich da mal kurz einhaken. Ich habe vor kurzem in New York mit ihm gesprochen und da meinte er, dass sich seine Rolle als Starter nicht wirklich ändern würde, er aber versucht, seinen Mitspielern den Rhythmus zu geben. Du kannst eben nicht bei Atlanta mit Korver, Paul Millsap und Al Horford starten und dir die ersten fünf Drives nehmen. Das ist klar, aber er ändert sein Spiel eben doch komplett, wenn er in der Starting Five steht. Das hat seinen Rhythmus komplett durcheinander gebracht. Das muss man ihm als jungen Spieler zugestehen. Man kann ihm nur wünschen, dass er den Rest der Saison eine konstantere Rolle bekommt und die ist nun mal die Rolle als Bankspieler.
Marc-Oliver Robbers: Ich denke auch, dass Schröder im Laufe der Saison noch mehr von dem Wurftraining profitieren wird. In Ansätzen ist es bereits erkennbar. Er nimmt Würfe, die er so in der Vorsaison nicht genommen hat. Natürlich fallen sie aktuell nicht, aber er hat das Selbstverständnis, die Dinger zu nehmen. Was man bei der ganzen Diskussion natürlich nicht vergessen darf, ist die Tatsache, dass ihn die Gegenspieler mittlerweile kennen und er ganz anders verteidigt wird als in der letzten Saison. Dann betätige ich mich auch mal als Hobby-Psychologe und behaupte, dass viel bei ihm gerade auch Kopfsache ist. Nach der für ihn persönlich starken EM hat er sicher gehofft, dass sich dieser Erfolg auch signifikant in die NBA transportieren lässt. So lassen sich auch seine selbstbewussten Statements im Vorfeld der Saison interpretieren. Das hat nicht so funktioniert und könnte auch dazu führen, dass er gerade einfach zu viel nachdenkt. Ich denke, dass ihm gerade einfach dieses Aha-Erlebnis fehlt. Ein geiles Spiel, das dafür sorgt, dass der Schalter wieder umgelegt wird. Ich würde die These daher bejahen. Schröder ist definitiv besser als seine Stats es gerade aussagen.
Martin Klotz: Eine Sache, die wir nicht außer Acht lassen sollten, sind die Turnover. Die hat er in den letzten Spielen wirklich heruntergeschraubt und das zeichnet einen guten Spielmacher aus.
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