Celtics: Was hat gegen die Cleveland Cavaliers gefehlt?
Auch wenn es einfach klingt und auch wenn es Coach Brad Stevens - der immer wieder betonte, dass das Alter seiner Spieler nicht entscheidend war - nicht wahrhaben will: Die mangelnde Erfahrung war ein entscheidender Faktor.
Vor allem in Game 7 war dies der Fall: Offene Würfe wurden zwar mit Selbstvertrauen genommen, fanden aber reihenweise nicht ihren Weg durch die Reuse. Alternative Wege, um Punkte aufs Scoreboard zu bekommen, fand das Team nicht, dabei wäre im vierten Viertel zumindest einer naheliegend gewesen.
Denn als die Cavs früh ihr fünftes Teamfoul begangen hatten, attackierten die Celtics die gegnerische Defense zu selten mit aggressiven Drives, um Freiwürfe zu sammeln. Stattdessen hielten sie weiter munter drauf - mit ausbleibendem Erfolg. Als sie gut 6 Minuten vor dem Ende mit 72:71 führten, blieben sie in der Folgezeit über 5 Minuten ohne Punkt. Game Over.
Die Ergebnisse der Eastern Conference Finals
Gerade in diesen Phasen fehlte es an einem elitären Playmaker und Ballhandler vom Formate Kyrie Irvings, der bessere Optionen für sich oder seine Mitspieler kreiert hätte. Auch Al Horford, der über weite Strecken sensationelle Playoffs gespielt hat, konnte nicht helfen. Er hatte in Tristan Thompson einen Gegenspieler, der ihm das Leben verdammt schwermachte.
Die Defense des Teams dagegen war durchweg gut. Auch die Tatsache, dass LeBron James 33,6 Punkte im Schnitt auflegte, änderte daran nichts - denn für ihn gibt es keinen passenden Verteidiger geschweige denn ein Konzept, wie man ihn im Verbund stoppen kann.
Abseits davon haben den Kobolden in der Defense nur Kleinigkeiten gefehlt - mal waren es Missverständnisse bei Switchtes, mal Unstimmigkeiten in der Rebound-Arbeit. Solche Dinge wurden von James sofort ausgenutzt. Er setzte seine Mitspieler so gekonnt in Szene, dass diese in den entscheidenden Szenen einfach positiven Einfluss haben mussten.
"Es ist einfach unglaublich", musste deshalb auch Steven in Bezug auf LeBron zugeben. "Er zerstört dich auf jedem Level - ganz egal, welcher Druck auf ihm lastet."
Ein weiterer Schwachpunkt der kompletten Serie waren die Longballs der Celtics. Sie trafen als Team bloß 31,3 Prozent von Downtown, es wollte einfach nie Konstanz beim Wurf einkehren. In Spiel 7 gelang es den drei Celtics-Guards Marcus Smart, Jaylen Brown und Terry Rozier, zusammen 3/26 zu werfen. So gewinnt man auf diesem Niveau keine Spiele, auch nicht, wenn man drum herum einiges richtigmacht.
Auf fremdem Parkett in der Quicken Loans Arena fiel ihre Dreierquote sogar auf unter 30 Prozent, was recht passend ist: Denn auswärts schafften es die Celtics nie, dieselbe Energie und dieselbe Qualität zu erreichen wie im kochenden TD Garden. Nur ein einziges Mal verließen die Celtics in der Postseason als Sieger das Parkett, wenn sie nicht im eigenen Wohnzimmer spielten. So verwundert es nicht, dass die wiederum einzige Heimniederlage die eine zu viel war.