Irgendwie passte es ja schon, dass die Warriors ausgerechnet gegen die Lakers den alleinigen Startrekord der NBA-Geschichte aufstellten. Zum einen deshalb, weil die LakeShow nach den Celtics die erfolgreichste Franchise überhaupt ist, 16 Championships gewonnen hat und mit 33 Siegen am Stück den längsten Streak der Historie ihr Eigen nennt.
Zum anderen deshalb, weil es derzeit wohl kaum zwei gegensätzlichere Teams gibt als Golden State und Los Angeles. Niemand macht mehr Spaß als die Dubs, niemand ist schwerer anzuschauen als die Lakers - nein, nicht einmal die weiterhin sieglosen Sixers. Dysfunktional wäre an dieser Stelle noch extrem nett ausgedrückt.
In früheren Zeiten waren bei Spielen der Lakers in Golden State noch etliche Auswärtsfans auf den Rängen zu finden. Heute regen sich ebendiese Fans eher vor dem Fernseher über die zunehmend bizarren Aussagen von Coach Byron Scott auf, der sich fast täglich selbst widerspricht und seinen jungen Talenten beispielsweise das "Privileg" verweigert, schlechte Würfe zu erzwingen.
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Dieses Privileg hat weiterhin nur Kobe Bryant, und das Spiel gegen die Dubs war wieder einmal eine ganz besonders deprimierende Episode der holprig verlaufenden "Abschiedstournee" eines der besten Spieler aller Zeiten. Kobe traf ganze 7 Prozent aus dem Feld und steht über die Saison jetzt bei 31 Prozent aus dem Feld und 19,5 Prozent vom Perimeter. Es ist schmerzhaft, ihn 16,4-mal pro Spiel draufhalten zu sehen, um 15,2 Punkte zu machen. Wie gesagt, das genaue Gegenteil der Warriors.
Historisch einzigartig
Man kann überlegen, so lange man will: Es gab in der jüngeren Vergangenheit kein Team, das die Liga so dominierte und dabei gleichzeitig so viel Spaß hatte. Als die Heat 2013 27 Spiele in Folge gewannen, waren diverse richtig enge Spiele dabei, immer wieder wirkten Partien für Miami wie ein absoluter Kraftakt. Die Dubs dagegen tanzen locker-flockig über ihre Konkurrenten hinweg.
Nicht, dass es noch keine knappen Spiele gegeben hätte: Gegen Brooklyn (ausgerechnet!) hätten sie wahrscheinlich verlieren sollen, die Clippers und Raptors konnten immerhin mithalten. Die meisten Spiele jedoch verliefen mehr als deutlich. Durchschnittlich legt Golden State pro 100 Ballbesitze 16,3 Punkte mehr auf als der Gegner - das wäre Liga-Rekord. Ein weiterer.
"Ich hätte heute auch 80 Punkte machen können, es hätte keinen verdammten Unterschied gemacht", erkannte Bryant nach dem Spiel an. Ob das so richtig ist, sei mal dahingestellt: Es ist nicht das erste Mal in dieser Saison, dass die unglaubliche Leichtigkeit der Dubs beim Gegner für Frustration und auch Resignation sorgt.
Das "Death Lineup" kommt früh
Das Kuriose ist, dass die Warriors ihre statistisch beste Aufstellung - das mittlerweile als "Death Lineup" bekannte Quintett aus Stephen Curry, Klay Thompson, Andre Iguodala, Harrison Barnes und Draymond Green - sogar nur sporadisch einsetzen müssen.
Der ultimative Small-Ball-Wahnsinn kommt nur im Notfall zum Einsatz, hat sich bisher aber jedes Mal bewährt: 62 Minuten stand diese Fünf gemeinsam auf dem Court und produzierte in dieser Zeit unglaubliche 87 Punkte mehr als der Gegner.
In der Regel wird sie bei engen Spielen am Ende genutzt, gegen die Lakers tauchte sie schon im ersten Viertel auf - der Chance auf etwas Historisches geschuldet. "Wenn die Möglichkeit direkt vor uns ist, warum sollten wir nicht alles dafür versuchen, sie wahrzunehmen?", fragte Curry.
Deutlich mehr Verstand als Glück
Das ist ein weiterer Faktor, der die Warriors so sehenswert macht: Sie machen überhaupt keinen Hehl daraus, dass die Chance auf historische Bestmarken, auf Anerkennung sie auch nach der überragenden Vorsaison durchaus motiviert. "Wir sind jung und sehr hungrig", sagte Thompson, "hoffentlich kommt die Botschaft in der Liga langsam an, dass wir gekommen sind, um eine Weile zu bleiben."
Es hat zwar etwas gedauert, so langsam kommt diese Botschaft aber tatsächlich an. Das Clippers-Lager mag noch an Glück glauben, LeBron James mehr auf die (in der Tat) exzellente Gesundheit der Warriors hinweisen - mittlerweile wird schon mehr darüber diskutiert, wo die Warriors im historischen Kontext einzuordnen sind und ob sie die Möglichkeit haben, die 72 Siege der '96er Bulls noch zu toppen.
So weit sind sie freilich noch nicht, aber auszuschließen ist bei diesem Team wohl nicht mehr viel. Sie haben in dieser Saison über insgesamt 167 Minuten mit 15 Punkten oder mehr geführt. Einen Rückstand irgendeiner Art hatten sie dagegen nur 149 Minuten. Sie weisen das beste Offensiv-Rating (112,1) und das drittbeste Defensiv-Rating (95,8) auf.
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Verlieren? "Ich bezweifle es"
Gegen die miserablen Lakers zeigten sie nun abermals, was sie ausmacht. Über 38 von 48 Minuten führten sie mit mindestens 15 Punkten, schon vor dem vierten Viertel hatten sie 25 Assists angehäuft. "Es fühlt sich großartig an, vor allem mit Blick darauf, wie wir gespielt haben", freute sich Interimstrainer Luke Walton.
Der Vertreter des durch seinen Rücken gehandicapten Meistertrainers Steve Kerr war es auch, der am Dienstag ein wenig die Euphorie zu dämpfen versuchte. "Alles ist möglich", sagte Walton, "wir werden irgendwann verlieren. Es ist nur natürlich, irgendwann nachzulassen." Konfrontiert mit dieser Aussage witzelte Curry: "Ich bezweifle es. Ich bezweifle es wirklich."
Im Ernst versuchen die Dubs jedoch, nicht zu weit voraus zu denken. Selbst Lautsprecher Green sagte, dass ihn das nächste Saisonspiel derzeit mehr interessiert als die Möglichkeit, mit den Bulls gleichzuziehen: "Das ist ein Thema für euch, nicht für uns." Curry pflichtete ihm bei: "Darüber denken wir nicht nach."
Der Spielplan ist gnädig
Das müssen sie auch nicht. Wenn sie so weitermachen, kommt das Thema ohnehin von alleine auf. Momentan sucht man schon auf dem Spielplan, wer ihnen denn überhaupt gefährlich werden könnte, wenn sie diese Form auch nur im Ansatz beibehalten können.
Saisonübergreifend steht ihr Streak in der Regular Season jetzt bei 20 Siegen in Folge. Das ist bereits die viertlängste Serie aller Zeiten. Die hypothetische 33 wäre am 1. Weihnachtstag fällig. Da ist der Vizemeister aus Cleveland in der Oracle Arena zu Gast.